Vom Acht-Stunden-Tag bis zur Sieben-Tage-Woche – arbeiten überall und immer, ständig „in Verbindung“ bleiben, immer weiter und immer schneller...
Unser Leben ist „durch-ge-taktet“, jedoch nicht rhythmisch. Der Takt leitet sich vom lateinischen tactus - „Berührung“, „Stoß“- ab. Durch den Takt werden wir immer wieder zur Bewegung angestoßen. Der Takt hat eine feste Struktur und bestimmt die Zeit, wann verschiedene Töne gespielt werden. Der Rhythmus ist das, was im Takt geschieht und schafft eine Verbindung zwischen den einzelnen Teilen des Alltags. Der Rhythmus ist flexibel, der Takt ist fest. Wird der Rhythmus durch den Takt überlagert, stumpf unsere Erlebnisqualität ab.
Rhythmen spielen eine entscheidende Rolle in unserem Leben - persönlich wie auch kollektiv. Die Kontinuität des Lebens entsteht durch Rhythmen – sie sind eine Verbindung vom Anfang bis zum Ende eines Lebens. Menschen haben einen innewohnenden Rhythmus; dieser ist individuell unterschiedlich. Der innere Lebensrhythmus bestimmt nicht nur, wie leicht es uns fällt, morgens aufzustehen, sondern wie leistungsfähig wir im Laufe des Tages sind.
Auch Unternehmen haben ihre Rhythmen - sie werden als „saisonale Umsatzschwankungen“, „Produkt- und Innovationszyklen“ oder "Unternehmens-Lebenszyklen" bezeichnet. Unternehmen stellen ihre Pläne zum Jahresauftakt vor, veröffentlichen Quartalsberichte, zahlen monatlich Löhne aus etc. Die Zusammenarbeit ist in regelmäßigen Meetings organisiert. Sie strukturieren unseren beruflichen Alltag und beeinflussen stark unser Denken und Handeln.
Wir sind uns unserer Rhythmen im Alltag häufig nicht bewusst. Das ist auch gut so, denn je besser der persönliche Rhythmus gelebt wird, desto weniger merken wir es. Wenn der Rhythmus unseres Lebens jedoch nicht mehr stimmt, merken wir es am sinkenden Wohlbefinden oder gar an Krankheiten. Manchmal kommt dann auch das Herz aus dem Rhythmus
Rhythmus ist laut Philosophin Marli Huijer „die Disziplin der Wiederholung und die Freiheit der Improvisation im Rahmen dessen.“ Rhythmus ist die Grundlage für den Tanz – den Lebenstanz. Ich erlebe viele berufstätige Frauen und Mütter, die aus dem Rhythmus geraten sind – sie tanzen nicht, sondern hetzen, hecheln oder schleppen sich durch das Leben. Sie vergessen, dass Pausen zum Rhythmus gehören. Pausen im Alltag leben heißt die Weiblichkeit leben.
© 2018 by Dr. Margarita V. Tchouvakhina